So, mal wieder
einmisch
Hochsensibilität ist eine Eigenschaft, man kann auch "Talent" dazu sagen, wenn man möchte. Die sucht sich ein Mensch nicht einfach aus, sie ist halt ausgeprägt oder auch weniger ausgeprägt. Genauso, wie sich Menschen Dinge gut merken können von Haus aus oder sehr musikalisch sind oder gut Sprachen lernen können, ohne dass sie etwas "dafür können". Es ist halt einfach so.
Darum ist es,
genauso wie alle anderen Talente, einerseits etwas Besonderes, weil viele anderen Menschen dieses Talent halt nicht haben, und gleichzeitig nichts Besonderes, weil man ja nichts Besonderes dafür getan hat, um so zu sein. Diese überbordende Sensibilität war halt einfach schon immer da.
Es gibt zwei Aspekte hiervon, die es so schwierig machen, damit ganz entspannt umzugehen.
Der erste: Es kann schnell als Angeberei angesehen werden. Sagt jemand "ich bin hochsensibel", dann klingt das schnell für den Empfänger wie Sprüche irgendwelcher Eltern, die sagen "ach, mein Kind ist ja so hochintelligent. Und außerdem so hochsensibel." mit einer hoch getragenen Nase. Aber weder Intelligenz, noch Sensibilität lässt sich wirklich zuverlässig messen, zumindest nicht objektiver Art. Selbst die besten Intelligenztests gehen nur von einer bestimmten Art Intelligenz aus. Emotionale Intelligenz wird beispielsweise dabei völlig ausgespart.
Dann aber noch der Zweite - dass diverse HSP mehr draus machen, als es ist. Und dann erst Recht Ablehnung ernten, weil sie es dann nämlich doch zu etwas Besonderem machen, sich über andere erheben, sich über andere stellen.
Just das, liebe Kajira_A, ist dir hier, denke ich, passiert.
Denn das, was du beschreibst, hat zum großen Teil mit einer höheren Sensibilität nur wenig, teils gar nichts zu tun. Ich pflücke da mal fröhlich was draus weg aus deinen Zeilen:
*****a_A:
Vorahnungen...die tatsächlich eintreffen.
Ist auch noch nicht gänzlich erforscht, dieses Phänomen, häufig sind Vorahnungen aber lediglich sich selbst erfüllende Prophezeiungen ("self-fulfilling prophecies"). Da wurden schon ganze Bücher über dieses Phänomen geschrieben. Vereinfacht beschrieben ist es das Phänomen, dass man dadurch, dass man annimmt, etwas sei so wie man glaubt, darauf unbewusst hinsteuert dass es auch geschehen wird. Kompliziertes Thema, aber auch nicht minder spannend.
Bestimmte Farben...die manchmal so störend empfunden werden...das es fast körperlich weh tut.
Das kann beispielsweise vielleicht gar nichts mit HSP zu tun! Vielleicht sind die Augen einfach nur lichtempfindlicher als jene anderer Menschen oder haben insgesamt eine deutlich andere Farbwahrnehmung.
Im übrigen nimmt eh niemand dieselbe Farbe
exakt genauso wahr. Die Unterschiede betreffen zwar häufig nur Nuancen, aber exakt dasselbe sehen wir ohnehin nie.
Man kann leid eines anderen Menschen kaum ertragen...ohne das man tief mitleidet.
In Anwesenheit des Menschen hat es mit HSP schon mal was zu tun, weil du das Leid dieses Menschen verstärkt spürst. Das stimmt.
Ist er aber
nicht anwesend, dann müsste sich normalerweise dieses Gefühl recht schnell geben. Ähnlich dessen, dass jemand, der eine feinere Nase hat als andere Personen, extremer leidet wenn er Gestank wahr nimmt, es sich das aber gibt, wenn er diesem Gestank nicht mehr ausgesetzt ist.
Freude...aus einem weindenen Menschen...einen lachenden zu zaubern. Und wenn das passiert..ist man von Glück erfüllt, was man tief in sich spürt.
Das wiederum hat mit HSP rein gar nichts zu tun, denn dieses Glücksgefühl ist schlicht und einfach stinknormal. Es ist eher bedenklich, wenn jemand dieses Gefühl in jenen Momenten
nicht empfindet.
Genau dessen solltest du dir bewusst sein, Kajira_A: Hochsensible sind nicht zwingend emotionaler als andere Menschen.
Sie sind einfach nur empfänglicher für die Stimmungen anderer Menschen. Wie man damit aber umgeht, das tut jeder anders, abhängig von den restlichen Eigenschaften, die man so mit sich führt.
Ich kann dir nur raten: Sei nicht stolz auf dieses Talent, sei auch nicht besonders unglücklich darüber. Das Beste ist, wenn du es für dich als das annimmst, was es ist: Eine Eigenschaft von vielen. Dir werden andre Eigenschaften dafür fehlen, die andere dafür auszeichnet (z.B. ein fotografisches Gedächtnis beispielsweise).
So hat halt jeder das Glück, tolle Eigenschaften zu besitzen, und das Pech, nicht alle davon gleichzeitig zu haben.
Das macht uns menschlich.
Zu guter Letzt:
Und im BDSM Bereich wünsche ich KEINEM HSPler, einen Absturz zu erleben...............
Eigentlich wünsche ich grundsätzlich niemandem, einen Absturz zu erleben.
Ansonsten aber: Und? Ein Absturz ist schlimm, ja. Ist er immer. Aber, mal ehrlich, na und? Wo etwas Intensives betrieben wird, und das ist BDSM nun einmal, da ist das sozusagen "Berufsrisiko". Muss man mit umgehen können. Nicht nur Dom, sondern auch Sub, und wenn Sub abgestürzt ist, kommt es nicht nur auf einen guten Dom an, sondern auch darauf, dass Sub selbst mithilft, da wieder raus zu kommen.
Ich möchte nie, nie, niemals von einer Sub hören nach einem unerwarteten Absturz "DU alleine bist schuld, dass mir das passiert ist."
Denn solange Tabus eingehalten werden, kann Dom gar nicht "schuld" sein. Abstürze lassen sich ebenso wenig zu 100% vermeiden, wie es 100%ige Sicherheit gibt.
Wir sind Menschen, da kann immer mal etwas schief gehen.
Egal, ob sie sich "HSP" schimpfen oder nicht.