Zwiespältig
Auf der einen Seite kann ich verstehen, dass man/frau als BDSM-Anfänger einen Startpunkt sucht.
Das Problem dabei: Und viele suchen eigentlich nach "Kochbuchlösungen", wenn sie nach Literatur- oder Filmtipps zu dem Thema fragen.
Folgen sie diesen, leben sie etwas nach, anstatt selbst ihre eigenen Erfahrungen zu machen. Ich für mich möchte edenfalls kein Abziehbild von irgenetwas oder irgendjemandem sein...
Zum Thema Literatur: Ich für mich kenne sowohl "O" als auch die diversen Werke von de Sade, da es sich auf Grund ihres außergewöhnlichen Charakters um Werke der Weltliteratur handelt.
Mein Fazit: Beide (!) sind für mich aus BDSM-Sicht ungeeignete Anregungsquellen. Dies aus zwei Gründen:
1. Beide Autoren sind, jeder auf seine Weise, SEHR speziell.
De Sade war ein kranker Psychopath, und Aury eine hochintelligente Frau, die das Buch der O geschrieben hat, um damit einen Mann für sich zu erobern.
De Sade nachzueifern bedeutet also, psychopathische Denk- und Handlungsmuster zu übernehmen. Sich Aury als Vorbild zu nehmen dürfte schwerfallen, weil nur wenig Menschen (Männer wie Frauen) ihre intellektuelle Klasse erreichen dürften - und die daraus erwachsende herausragende Kreativität und Phantasie im BDSM.
2. Die Basis „safe, sane and consensual“ (sicher, vernünftig und in gegenseitigen Einverständnis) für modernes BDSM wird aus meiner Sicht von beiden Autoren verletzt.
Zartbesaiteten erspare ich die Details... Es ist aber für mich persönlich NICHT so, dass etwas automatisch OK ist, nur weil es sich a) um BDSM-Praktiken handelt und b) alle Beteiligten dem ausdrücklich oder durch stille Duldung zustimmen.
Wenn kranke Menschen kranke Dinge tun, wird es trotz der beiderseitigen Zustimmung deswegen noch lange nicht gesund. Aber hierzu muss jeder seine eigene Meinung finden.
Doch was tun?
Mein Rat lautet: Begib dich auf DEINE eigene Reise. Dann wirst du BDSM irgendwann so leben, wie es für DICH am Besten ist. Auch wenn du dabei nicht den einfachen Weg gehst, Vorverdautes von anderen Menschen nachzuäffen...
Ich habe folgende Erfahrung gemacht: BDSM, das mich persönlich glücklich und zufrieden macht, lebt von Kreativität und Phantasie. Von Überraschungen. Katz- und Maus-Spiel. Unberechenbarkeit. Und das gekonnte Jonglieren damit lernt man/frau weder aus Büchern noch aus Filmen.
Was aber nicht heißt, das es nicht noch andere Wege gibt...
Fahrenheit 451