Hallo zusammen
Ich schreibe jetzt seit längerem auch mal wieder einen Beitrag... Ich kenne Probleme und Gedanken, wie ihr sie ansprecht.
Zu mir: Ich bin definitiv devot veranlagt, aber nicht gerade "klassisch". Ich liebe den Kampf um Macht und verliere ihn gerne. Ich habe immer bekennende dominante Männer gesucht und bin damit oft auf die "Schnauze" gefallen. Danach hatte ich einen Mann, der das Spiel nicht verstand und ich letztendlich die dominante wurde... weil ich eben die besagten "Machtkämpfe" gewonnen habe, die er gar nicht unbedingt spielen wollte. Letztendlich hat das auch nicht lange geklappt.
Ich selbst habe mich nach diesen Erfahrungen angefangen zu lösen von dem Gedanken, dass ich doch devot bin und dass ich einen dominanten Mann brauche, der das und das hat und mir geben muss. Ich habe richtig viel Glück gehabt und einen Mann gefunden, den ich inzwischen auch meinen Freund nennen darf, der sexuell gesehen zu passen scheint. Ich bin den Weg aber anders herum gegangen. Ich habe vertrauen gelernt, ich habe mit ihm über meine Vorlieben und Wünsche gesprochen und gesagt: Das bin ich, damit musst du klar kommen. Ich habe ihn überrumpelt, für Ihn eine völlig neue Welt... Ich habe gleichzeitig aber signalisiert und auch respektiert, dass wir nichts von dem tun müssen und habe immer nur eine Einladung ausgesprochen dazu. Er neugierig und ich etwas die Offenbarung, dass seine Sexualität gar nicht so abnormal ist, wie sie oberflächlich vom allgemeinen Volksmund gerne dargestellt wird. Letztendlich sind wir beide absolute Anfänger, da ich zwar schon lange zu meiner Sexualität stehe, sie aber nie so leben konnte und meinen Freund, der sich selbst diese Seiten nie eingestehen konnte. Unabhängig davon, dass wir uns lieben gelernt haben, glaube ich, dass eine solche Partnerschaft im BDSM Kontext auch ohne Gefühle funktionieren kann.
Es benötigt Vertrauen, es benötigt einen respektvollen Umgang miteinander und es benötigt eine völlig gelassene Herangehensweise gepaart mit sehr viel Kommunikation. Wir stehen immer noch am Anfang, wir entdecken in ganz kleinen Schritten "unser" BDSM. Da ist es egal, was für Techniken andere haben, was wir gesagt bekommen, was sein muss usw...
Er kann sich darauf verlassen, dass ich ihm sofort signalisiere, wenn ich etwas nicht möchte, oder es zu viel oder ähnliches ist. Wir haben uns darauf geeinigt, dass ich ganz einfach Stopp sage, was ich in meinem Wortgebrauch auch wenn ich mich "lustvoll" wehre nicht versehentlich gebrauche, es aber für mich trotzdem intuitiv ist, wenn ich wirklich nicht mehr möchte. Wichtig ist dabei, dass er sich darauf verlassen können muss, dass ich Grenzen setze und ja, ich weiß, dass das gerade am Anfang schwierig sein kann, ich halte es aber für unglaublich wichtig für die Beziehung. Auf der anderen Seite muss ich mich darauf verlassen können, dass er aufhört, wenn ich es ihm signalisiere. Dass er Grenzen respektiert, dass er mir nicht weh tut, wenn ich das nicht möchte usw... Ich gebe ihm praktisch gezielt Macht und kann mich aber darauf verlassen, dass er sie mir zurück gibt, wenn ich das möchte. Wenn man dann mit kleinen Dingen anfängt und nicht gleich voll geknebelt und mit viel roher Gewalt startet, glaube ich kann dabei nicht viel schief gehen...
Vergesst jeden Leistungsdruck... das war für mich verdammt schwer am Anfang, aber es hilft ungemein. Auch wenn man darüber spricht, falls man doch welchen empfindet. Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, aber gerade beim Sex sollte es nur darum gehen, was sich gut anfühlt für beide und nicht um "härter, länger, intensiver, größer, demütiger, mehr ertragen..."
Ich lebe noch lange nicht die Sexualität, die in meinem Kopf und meinen Fantasien für mich da sein müsste. Allerdings bin ich glücklich, über den Weg den ich dahin gehe. Ich habe mein Ziel neu definiert: der Weg, die Entwicklung, das Erleben ist das Ziel und nicht mehr das Ziel selbst.
Natürlich zweifle ich und denke manchmal, es geht zu langsam voran und ich will eigentlich noch viel mehr und oft weiß ich auch nicht, wie ich es angehen soll... aber immer wieder führt es mich zurück zu den Stichwörtern Kommunikation und dem Weg der Entwicklung als Ziel, denn das ist das was mich glücklich macht.
Ich hoffe meine Nachricht war nicht zu wirr und ich konnte euch etwas von meinen Erkenntnissen der letzten Wochen abgeben. Wer weiß, vielleicht ist es auch nur mein individueller Weg und es hilft euch gar nicht wirklich weiter... oder ich komme damit auch nicht weit... aber bisher fühlt es sich sehr gut an und ich habe die Hoffnung, bzw den Glauben daran, dass es so funktionieren kann.
Ich wünsche euch auch alles erdenklich Gute und hoffe, dass ihr Partner (in welcher Form auch immer) findet, mit denen Ihr so offen sprechen könnt, dass ihr gemeinsame Lösungen, Wege findet, mit denen ihr beide auf Wolke 7 im Sexhimmel schweben könnt