Für mich gibt es hier zwei getrennte Bereiche:
Mein Leben und meine Sexualität und, auf der Anderen Seite, die Kommunikation und das Dating.
Für mich und für meine Sexualität spielt es keine Rolle wie ich Praktiken und Neigungen benenne. Mein Sadismus und meine Dominanz sind feste Teile meiner Persönlichkeit, sie sind zentrale Teile von mir, immer präsent und im Alltag nur wegen der "Sozialverträglichkeit " stark kontrolliert.
Und genau der letzte Satz zeigt gut, wofür "Schubladen" taugen: Die Worte " Sadismus" und "Dominanz" ermöglichen es mir hier, in der kommunikation mit Unbekannten, in zwei Worten wesentlichen Bestandteile meines Charakters gut zu beschreiben, zumindest ausreichend gut für diese Kommunikation und die Intention in diesem Thread. Sicher werden diese beiden Worte nicht allen Facetten meines "BDSM " gerecht, aber sie werden es zumindest soweit, dass die Mehrzahl der Threadteilnehmer weiß, was ich damit meine.
Das gilt analog auch für persönliche Kommunikation und das Dating, egal ob hier im Joy oder in der "freien Wildbahn".
Die Definitionen des BDSM ermöglichen es mir gezielter und erfolgversprechender neue Menschen kennenzulernen, die ähnliche Neigungen wie ich habe.
Lernt man sich dann besser kennen, treten Schubladen und begriffliche Definitinen in den Hintergrund. Letztlich definieren immer die Partner in einer Beziehung ihre Sexualität und ihre Beziehungsformen selbst und auf ganz individuelle Weise, daraus wird dann IHR BDSM.
Ähnlich der Schlagwortsuche in einem Nachschlagewerk ermöglichen es mir Oberbegriffe Gruppen, Personen, Threads und Veranstaltungen zu finden, die sich mit dem Themenbereichen beschäftigen, die mich interessieren.
*P:
Mittlerweile haben wir unseren Weg gefunden und sind gespannt wo er uns noch hin führt. Wir leben unser BDSM so wie uns es gefällt und nicht wie andere es vielleicht sehen wollen.
Für mich hat Akzeptanz und Toleranz nichts mit Begrifflichkeiten zu tun, da Ablehnung und Intoleranz nicht primär durch Schubladen sondern durch persönliche Emotionen und Gefühle gesteuert werden.
Gute Beispiele hier für sind "Public Disgrace", "TPE", "Bastonade" und "Edgeplay". Alles feststehende Begriffe, feste Bestandteile des BDSM, die aber trotzdem oft auf starke Ablehnung und Intoleranz stoßen.
Hier sind dann Schubladendenken und Begriffe nicht Grund, sondern Werkzeug für Diskriminierung und Ausgrenzung.
*P:
Was macht BDSM für euch aus?
Welche Bedeutung hat BDSM für euch?
Braucht es eigentlich den Begriff BDSM um das auszuleben was man fühlt?
Wie schon geschrieben, sind Sadismus und Dominanz zentrale Bestandteile meine Persönlichkeit, und dass seit gut 26 Jahren. BDSM ist somit Teil meiner Identität und meines Lebens. Der Begriff BDSM ist für mich nicht maßgebend um mich und meine Neigungen auszuleben. Ich lebe mich, meine Ideen, Wünsche und Neigungen aus, ohne auf das "Etikett" zu achten. Es muss weder S, M, D oder s sein, es muss nicht Edgeplay sein und es muss nicht mal unter BDSM fallen. Es kann aber eben auch alles des Vorweggenannten sein. Wenn ich es zu diesem Zeitpunkt, in dieser Partnerschaft möchte und es auch meine Partnerin möchte, so lebe ich es aus.
Sich selbst in Schubladen zwängen zu wollen bzw. andere in Schubladen zu pressen, ist zu meist Zeichen von Unsicherheit und von Zugehörigkeitsbedürfnis.
Jemand, der seinen Weg und seinen Platz im Leben, wie auch im "BDSM", gefunden hat, braucht keine Schubladen oder die Anerkennung/Zustimmung Anderer, um sich selbst zu definieren bzw. selbstbewusst er selbst zu sein. Er muss auch nicht andere für ihre Lebensweise diskriminieren oder attackieren, um seine eigene Position zu bestätigen.
In diesem Selbstbewusstsein und "Angekommen sein" liegt für mich die Basis von Souveränität und Dominanz, aber ebenso die Basis für Devotion und Unterwerfung.
Denn nur wer bewusst und selbstbestimmt seine Neigung lebt, sei es nun Dominanz oder Devotion, kann wirklich echt und authentisch sein und sich letztlich wirklich ausleben.