********chaf:
In welcher Situation habt ihr es schon einmal gemacht, gesagt?
Es war mein Versuch einer BDSM-Spielbeziehung (Casual Sex) - also ohne persönliche Beziehung als Grundlage. Inzwischen weiß ich, dass ich sowas gar nicht leben mag/ kann.
Zweites Sex-Treffen. Wir hatten gerade beschlossen, eine kleine Pause einzulegen, was einzukaufen und auf den Grill zu schmeißen, da kam er mit einem roten Hundehalsband und befahl mir, es anzulegen. Daraufhin sagte ich "Nein."
********chaf:
Wie ging es dann weiter? Wie war die Reaktion eures Gegenübers?
Er begann zu diskutieren. Da wäre doch nichts dabei. Wieso, weshalb, warum ich mich jetzt weigern würde.
Daraufhin sagte ich ihm sowas wie: "Dein Sinneswandel ist schon merkwürdig. Als wir uns am Telefon über Halsbänder unterhielten, hast Du sie rigoros abgelehnt. Ich dachte, wir wären uns da einig. Nehm einfach all die schönen Argumente dagegen, die Du mir damals aufgezählt hast."
Er wechselte schnell das Thema und wir gingen Grillfleisch kaufen.
********chaf:
Gab es auch einmal Situationen, in denen ihr "nein" eigentlich hättet sagen sollen, euch aber nicht trautet? Falls dem so gewesen sein solltet: Warum? Was hielt euch davon ab?
Jain. Das passierte auch bei diesem zweiten Sex-Treffen. Es war nicht so, dass ich mich nicht getraut hätte "Nein" zu sagen. Sondern vielmehr so, dass ich nun Mal recht experimentierfreudig bin.
Nach meiner Erfahrung ist es auch immer vom Gegenüber abhängig, ob mir eine Praktik gefällt oder nicht. Und da gab's eben Dinge, die mir bis dato noch nie gefallen hatten und nach denen ich mich auch noch nie gesehnt hatte. Dinge, die ich aber auch nicht grundsätzlich ablehne. Wer weiß, vielleicht gefällt es mir ja mit ihm? Womöglich gefallen mir SEINE Emotionen dabei? Also ließ ich mich von meiner Neugierde treiben.
Im Nachhinein hätte ich aber doch lieber hier und dort "Nein" gesagt, weil er bei diesem zweiten Sex-Treffen gleich mit einer Handvoll Praktiken ankam, zu denen er im Vorfeld angegeben hatte, dass sie ihm nicht gefallen. Das ist schon reichlich verwirrend, wenn man es beim zweiten Sex-Treffen plötzlich mit einem Vorlieben-Katalog zu tun bekommt, welcher bei den Gesprächen im Vorfeld von beiden Seiten verneint wurde. Für WEN soll das gut sein?
Also das war zu viel "Nicht-Vorlieben" ausprobieren auf einmal. So kam gar keine richtige Stimmung auf. Weder bei ihm, noch bei mir.
Drei Gründe, warum das so nicht funktionieren konnte:
• 1. ist beim Casual-Sex die persönliche Bindung sehr schwach und somit auch die Bereitschaft "ausschließlich ihm zuliebe" etwas mitzumachen. Ich denke, diese Ausschließlichkeit war es, die er eigentlich erleben wollte. Im Casual-Sex wird er diese wohl nie finden.
• 2. Als Sub kann ich Befriedigung daraus ziehen, dem Dom eine seiner sexuellen Sehnsüchte zu erfüllen. Doch er hatte all diese Praktiken im Vorfeld selbst abgewertet. Auch im Tun selbst, spürte ich bei ihm keinerlei Leidenschaft. Er brannte nicht dafür. Kein persönlicher Bezug (Punkt 1), kein sexueller Bezug (Punkt 2). Somit blieben mir als einziger Antrieb ausschließlich meine eigene Neugierde und Experimentierfreude.
• 3. braucht ein experimentierfreudiges Naturell kaum Unterstützung, denn die eigene Neugierde trägt über viele innere Widerstände. Da gibt es dann keinen spürbaren inneren Kampf. Und auch im Nachhinein kann vieles leicht als "Experiment. Ich hab was ausprobiert." abgehakt werden. Ihn hätte es gekickt, wenn ich mich ihm zuliebe spürbar hätte überwinden müssen und seine Unterstützung gebraucht hätte.
Aber gut. Nun habe ich einmal erlebt, dass ein Typ leidenschaftslos eine Nicht-Vorliebe nach der anderen versuchte und wie wenig das bringt. Nun bin ich schlauer.