@****lu
Verzeih bitte die Offenheit, du schreibst seit geraumer Zeit zielsicher am Thema vorbei. Vielleicht möchtest du deine Anliegen in einem eigenen Thread kund tun.
Zum Thema Umfragen und Repräsentativität:
meines Wissens nach gibt es derzeit keine repräsentative Statistik zur Verteilung von wie auch immer gearteten BDSM-Neigungen (und ja, ich habe intensiv danach gesucht). Die hier angeführten Studien sind definitiv
nicht repräsentativ, davon ausgehend kann nicht auf eine Grundgesamtheit geschlossen werden. Ich fange hier sicher keinen Grundkurs Statistik an, aber zum Verständnis:
Eine Grundgesamtheit (wer es genauer will, schaue sich die Gaußsche Glockenverteilung an) wird sicherlich nicht durch eine Statistik über ein paar Studenten dargestellt. Und nein, das lässt sich auch nicht verrechnen, da die untersuchte Gesamtheit (Studenten) bereits eine Vorauswahl ist, die die Gesellschaft als Ganzes nicht abbilden kann (Alter, Bildungsstand, Herkunft etc. pp.)
Zum Thema Menschenaffen (Schimpansen, Bonobos):
Da ich mich einen großen Teil meines Lebens sowohl beruflich/praktisch als auch theoretisch/akademisch mit Primaten auseinandergesetzt habe, kann ich den Blödsinn, der hier geschrieben wurde, nicht unkommentiert stehen lassen.
Die Bonobos müssen sich seit Jahrtausenden NICHT grossartig um die Versorgung mit Nahrung kümmern. Sie leben quasi in einem Environment, wo ihnen Früchte in Hülle und Fülle zur Verfügung stehen. Und weisst du was: Dieses sorglose Leben hat - übrigens genau wie bei uns Menschen
nicht nur dazu geführt, dass die Weibchen aggressiver gegenüber den Männchen auftreten, sondern auch dazu, dass die Weibchen die Aufzucht der Jungen nicht mehr oder nur noch eingeschränkt übernehmen. Da kann es passieren, dass sie ein Neugeborenes nicht annehmen und nicht stillen! wollen. Interessant, oder?
Bonobos sind in der demokratischen Republik Kongo endemisch, sprich, sie leben in einem sehr begrenzten und permanent schwindenden Raum (der kongolesische Urwald wird stetig weiter dezimiert), in dem sie zudem noch massiv als Bushmeat bejagt werden. Selbst wenn (was keinesfalls als Fakt gelten kann) der Bonobo keine Probleme der Nahrungsbeschaffung hat, ist er dennoch massiv bedroht. Nicht nur Menschenaffen wie Bonobos fühlen Unsicherheit. Nahrung ist nicht alles, Sicherheitsgefühl hat viel mehr Aspekte.
Wie man auf die absurde Idee kommen kann, dass Nahrungssicherheit irgendwie mit verstärkter weiblicher Dominanz in Verbindung zu bringen sei, ist mir gelinde gesagt schleierhaft. Patriarchalisch organisierte Affen zeigen auch nach Jahren und Generationen der Nahrungssicherheit in Gefangenschaft keinerlei Änderungen in der Rangordnung. Der Sprung zu dem Gedanken, dass dominante weibliche Bonobos sich nicht mehr um die Aufzucht der Jungtiere kümmern würden, ist komplett unverständlich. Tatsächlich gibt es kaum Studien zum Verhalten der Bonobos in freier Wildbahn; was in Gefangenschaft mit diversen Tierarten passiert, kann man ganz leicht nachlesen. Und man wird problemlos finden, dass das Verhalten in Gefangenschaft bzw.
geschützter Umgebung (damit meine ich grundsätzlich Populationen mit menschlichem Kontakt) nicht mit dem Verhalten in der Wildnis zu vergleichen ist. Viele Tierarten lehnen den eigenen Nachwuchs nach Kontakt mit Menschen rigoros ab.
Insbesondere bei Bonobos, die massiv bejagt werden, liegt es nahe, dass so manches Weibchen nicht nur ohne die eigene Mutter aufgewachsen ist, sondern den Tod derselben selbst mit erlebt hat. Hier sind die Gründe für das Nicht-Annehmen des Nachwuchses wohl eher zu finden als in der Annahme der Nahrungssicherheit.
Kurz: was ich nicht lernen konnte, kann ich nicht weiter geben.
Zum eigentlichen Thema:
wenn ich mich hier im Joy auf die Suche begebe und eine Neigung (BDSM) mitbringe, dann lande ich vermutlich vermehrt auf Profilen, die diese Neigung auch mitbringen. Da kann sich dann schon leicht der Eindruck einstellen, dass Frauen (wenn ich jetzt vom heterosexuellen Mann als Suchenden ausgehe) BDSM-affin sind. Ist ja nunmal mein Suchraster
Auch wenn ich die hier genannten Studien als nicht repräsentativ erachte, habe ich ja selbst Erfahrungswerte. Ich gehe demnach davon aus, dass die Verteilung bei Männern und Frauen bezüglich der BDSM-Neigung insgesamt etwa gleich ist. Ich glaube nicht, dass Frauen überrepräsentiert sind, ich denke eher, dass Frauen und Männer damit unterschiedlich umgehen.
Sperling
privat