Spuren danach.
Ich möchte ein wenig ausholen für meine Antwort:
Der Unterschied (
für mich wohlgemerkt!) zwischem "normalem" Sex und meiner Form von BDSM ist, dass ich bei normalem Sex immer das Gefühl hatte, nicht wirklich wichtig zu sein.
Ich war Brüste, eventuell ein Gesicht und die eine oder andere Körperöffnung, die mein Partner zu seiner Befriedigung (be-)nutzte.
Quasi Onanieren an mir.
Zwar mit Liebesbeteuerungen und Streicheleinheiten und "Ach, wie schön du bist!" und "Oh, wie sehr ich dich liebe!" und all dem wundervollen Zeug, das irgendwie dazu gehört, aber.
Berührt hat es mich immer nur oberflächlich.
So, und nun ist das alles ganz genau so.
Und zugleich völlig anders.
Diesmal spricht es mein Liebster tatsächlich aus.
Dass ich nur Fleisch sei.
Dass ich nur zu seiner Befriedigung da sei.
Dass ich nur Löcher sei und ihm zu Willen zu sein habe.
Und über meine Haut läuft ein Kribbeln und im Magen wird mir dumselig und mein Herz wird warm.
Denn das darf er nur sagen, weil ich weiss, dass es nur ein Teil der Wahrheit ist.
Denn er sagt ebenfalls, dass ich sein Ein und Alles bin und das Wichtigste auf der ganzen Welt.
Und sein Handeln passt genau dazu. Denn Sex dauert nicht 2einhalb Minuten ab Socken ausziehen.
Sondern Stunden.
Er bereitet sich für mich vor, plant und überlegt, macht sich hübsch für mich. Und ich zelebriere meine Körperpflege, wähle meine Kleidung mit Bedacht. Für ihn, für uns.
Und während wir miteinander Sex haben, miteinander spielen, bin ich die ganze Zeit in seinem Fokus.
Ich bin da. Und sonst nichts.
Jeder Atemzug von mir ist für ihn wichtig, an ihm liest er meinen Schmerz und meine Lust. Jede Bewegung von mir, jeder Laut wird von ihm bemerkt, er saugt mich auf mit allen Sinnen. Meine Reaktionen auf sein Handeln treiben ihn voran und ich werde von ihm getrieben und geführt.
Das ist es, was ich gesucht habe und was ich brauche.
Denn genau das berührt mich. Ganz tief.
So, und nun
zum Thema:
Habe ich ab und zu das Glück, Spuren zu tragen, bietet das die herrliche Chance, unser Liebesspiel auch am nächsten Tag weiterzuführen.
Wiederum bekomme ich von ihm Aufmerksamkeiten. Wobei es fast egal ist, wie er reagiert. Hauptsache ist,
DASS er reagiert.
Sei es, indem er mich fragt, ob es weh tut. (Sage ich ja, dann grinst er und erwidert: "Gut.")
Sei es, indem er mich auffordert, meine Striemen oder blaue Flecken zu zeigen. (Dann streicht er über meinen Körper und ich fühle seine bewundernden Blicke wie einen wärmenden Mantel.)
Sei es, dass er mich mit Heparinsalbe eincremt mit seinen großen warmen Händen, ganz langsam und mit der ganzen Handfläche. Das ist ein Gefühl wie damals mit Wick Vapurup (?) eingerieben zu werden. Die Berührung ist dabei 3mal wichtiger als die Medizin. Das Sich-Kümmern ist der Knackpunkt.
Sei es, dass er am folgenden Tag versucht, herauszufinden, welcher der blauen Flecke am schmerzempfindlichsten ist, wenn man draufhaut...
Alle Variationen sind wunderbar, denn:
Er zeigt mir, dass nichts unbemerkt passiert.
Dass ich wichtig bin.
Dass er da ist. Sich mit mir beschäftigt. Wie auch immer man das ausdrücken möchte.
Jedenfalls tut es unendlich gut.
Vielleicht noch etwas:
Anfangs war es für M auch schwierig(-er), mit der Diskrepanz zwischen seinen Moralvorstellungen und seinen Sehnsüchten umzugehen. Ich habe oft bemerkt, dass er ein schlechtes Gewissen hatte und sein Kopfkarussell ihm zu schaffen machte.
Zu tief ist die Regel verankert, dass man Mädchen nun mal nicht schlägt. Naja, und wenn die blauen Flecken leuchten, ist die Geilheit von gestern auch bereits abgeklungen und das Gewissen hat eine viel lautere Stimme...
Aber das wird besser.
Ich sage ihm, dass ich es so möchte. Dass es okay ist.
Er sagt sich, dass er es will. Und dass es okay ist.
Und so kriecht langsam der Gedanke ins Hirn, dass Mädchen hauen irren Spass macht
(beiden!) und Spass machen darf.
Und dass die Liebe dadurch noch größer werden kann.
(Verdammt. Ich wollte doch gar nicht so viel schreiben...)